Unsere Forderung: Konsequente Emissionsminderung in Europa
Ein CO2-Budget als politische Basis
Bei der Klimakonferenz in Paris 2015 wurde beschlossen, die Erderwärmung
auf deutlich unter 2°C und nach Möglichkeit auf unter 1,5°C gegenüber
dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Damit das gelingt, darf die
Menschheit im 21. Jahrhundert
insgesamt nur noch eine bestimmte Menge an Treibhausgasen (CO2-Budget)
ausstoßen. Entscheidend ist also nicht
die Frage, ob Deutschland im Jahr 2050 klimaneutral ist, sondern
wie schnell
unsere Emissionen auf dem Weg zur Klimaneutralität sinken.
Für die Festlegung des verbleibenden CO
2-Budgets sind zwei Fragen maßgeblich:
-
Welche Temperaturerhöhung sind wir gerade noch bereit zu akzeptieren?
-
Mit welcher Wahrscheinlichkeit soll dieses Temperaturlimit eingehalten
werden? (Vollständige Sicherheit kann es wegen verbleibender Unsicherheiten
in den wissenschaftlichen Klimamodellen nicht geben).
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung betrachtet
ein CO
2-Budget als „Paris-kompatibel“, bei dem ein Temperaturlimit von 1,75°C
mit 67%-iger Wahrscheinlichkeit eingehalten wird.1 Hieraus ergibt sich ab 2020
noch ein weltweites CO
2-Budget von rund 720 Gigatonnen (Gt). Verteilt man dieses
in pro Kopf gleicher Höhe auf die Weltbevölkerung , entfällt auf
Deutschland ab 2020 noch ein maximales Budget von 6 Gt.
Legt man dieses Budget zugrunde, müssen
die deutschen Emissionen bis 2039 linear auf Null sinken. Die
bisherigen deutschen Klimaziele werden dem nicht gerecht,
wie die folgende Grafik zeigt. Das gilt umso
mehr, wenn man nicht lediglich 1,75°C, sondern 1,5°C als einzuhaltendes Temperaturlimit
wählt:
Mehr tun in kürzerer Zeit
Je schneller wir unsere Emissionen inden kommenden Jahren senken, desto
länger reicht das verbleibendeBudget am Ende aus. Daher solltesich Deutschland
schon für das Jahr 2025 auf eine 55%-ige Senkungseiner Emissionen verpflichten.
Für 2030 wäre ein Emissionsziel von
minus 70% gegenüber 1990 angemessen.
Diese Ziele sindprozentual höher als das europäischeDurchschnittsziel – und das
aus gutem Grund, da die deutschen Pro-Kopf-Emissionen an CO
2 spürbarhöher sind
als der EU- oder gar derWeltdurchschnitt (siehe Grafik).Übrigens haben sich
auch andere Länder verpflichtet, ihren CO
2-Ausstoß bis 2030 weit überdurchschnittlich
zu senken - etwa Großbritannien um 68% und Dänemark um 70% gegenüber 1990.
Gute Gründe für ein stärkeres Klimaziel
-
1.
Generationengerechtigkeit: Um die Chance zu wahren, die Erderwärmung
auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, müssen die Emissionen deutlich
schneller gegen Null sinken.
-
2.
Internationale Gerechtigkeit: Deutschland hat deutlich höhere CO2-Emissionen
als die anderen großen Volkswirtschaften der EU. Daher ist es nur angemessen,
wenn wir unsere Emissionen stärker senken.
-
3.
Langfristig geringere Kosten: Vorausschauende Politik, die jetzt ein klares
Zeichen für klimafreundliche Investitionen setzt, ist auf lange Sicht
deutlich kostengünstiger als verzögerter Klimaschutz.
-
4.
Machbarkeit: Mit dem europäischen Emissionshandel und dem nationalen CO2-Preis
für Wärme und Verkehr lassen sich Emissionen schnell und kosteneffizient senken.
Die beiden Systeme sollten zeitnah reformiert werden, um das verfügbare
CO2-Budget widerzuspiegeln.
-
5.
Soziale Gerechtigkeit: Durch die CO2-Bepreisung werden vor allem Menschen mit
geringerem Einkommen überdurchschnittlich belastet. Dem lässt sich entgegenwirken,
indem man das Geld aus dem CO2-Preis als Klimadividende an die BürgerInnen
zurück verteilt. Von der Dividende profitieren GeringverdienerInnen und
Familien und die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt.
„Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) empfiehlt der Bundesregierung
[....] ein mit dem Pariser Klimaabkommen kompatibles deutsches CO
2-Budget
festzulegen und die Klimaziele entsprechend zu verschärfen. DasBudget sollte
bestehende Ziele nicht ersetzen, sondern als übergreifende Bewertungsgrundlage
dienen.“
– Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU), Jahresgutachten 2020