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Mit dem FDP-Verkehrsexperten Oliver Luksic sprachen wir über die Chancen für mehr Klimaschutz im Mobilitätssektor.

Wenn es um Klimaschutz im Verkehr geht, ist Oliver Luksic der zentrale Ansprechpartner bei der FDP: Der Bundestagsabgeordnete aus St. Wendel ist Sprecher seiner Fraktion für Verkehr und digitale Infrastruktur. Am 21. Juni 2021 hatten drei unserer Aktiven Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch mit ihm.

Bislang gilt der Verkehrssektor als Achillesferse der deutschen Klimapolitik. Nirgends sonst sinken die Emissionen ähnlich schleppend – wenn überhaupt. Für die nahe Zukunft zeigte sich Oliver Luksic jedoch optimistisch: Schon in wenigen Jahren werde sich vor allem bei großen Nutzfahrzeugen ein drastischer Wechsel der Antriebstechnologien vollziehen. Vor allem Wasserstoffantriebe hält er bei Lkw für vielversprechend, da sie im Gegensatz zu Batterien die nötige Reichweite mitbrächten. Die Mehrkosten dafür amortisierten sich rasch, da die Fahrzeuge deutlich weitere Strecken zurücklegen als ein durchschnittlicher Pkw. Bei Privatfahrzeugen sieht Luksic einen vergleichsweise schleppenderen Umstieg auf vor allem batteriebetriebene Fahrzeuge voraus. Dieser Hochlauf wird dabei auch durch die staatliche Förderung vorangetrieben.

Um den Wandel zu unterstützen, sieht Oliver Luksic aber auch die Politik in der Pflicht. Auf nationaler Ebene könne vor allem die Lkw-Maut stärker emissionsabhängig gestaffelt werden, also um eine CO2-Komponente ergänzt werden. Als wichtigste Stellschrauben in der EU nannte der FDP-Verkehrsexperte die Flottengrenzwerte und vor allem einen Emissionshandel auch für den Verkehrssektor. Das Langfristziel, betonte er, müsse jedenfalls ein einheitlicher CO2-Preis in allen Sektoren sein.

Bei so viel Optimismus drängt sich die Frage auf: Wenn schon 2025 Tausende Wasserstoff-Lkw auf deutschen Straßen unterwegs sein sollen – woher kommt dann ihr Treibstoff? Eine klimaneutrale Wasserstoffversorgung in Deutschland, so Luksic, lasse sich bis auf Weiteres nur durch Importe sicherstellen. Die erneuerbaren Stromüberschüsse hierzulande seien dafür viel zu gering. Als Herkunftsregionen für den Wasserstoff nannte der FDP-Politiker vor allem Nordafrika, Südamerika und Norwegen.

Wie viele Menschen im Land ist auch Oliver Luksic dafür, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlegen. Er moniert jedoch, dass das Schienennetz dafür noch nicht leistungsfähig ist. Das hat vielerlei Gründe, von lokalen Widerständen gegen den Netzausbau bis zu veralteter Zugtechnik. Bei Wartung und Zusammenstellung von Güterzügen zum Beispiel fordert der FDP-Politiker mehr Digitalisierung und weniger Handarbeit.

Zum Ende des halbstündigen Gesprächs kamen wir auf die Frage der sozialen Gerechtigkeit bei steigenden CO2-Preisen zu sprechen. „Ein sozialer Ausgleich ist unbedingt notwendig“, so Luksic. „Denn wenn immer Sie etwas verteuern, trifft es die geringeren Einkommen stärker. Die E-Mobilität wird sich zuerst im Oberklasse-Segment durchsetzen – aber wir müssen auch dafür sorgen, dass die Krankenschwester nach wie vor zur Arbeit kommt.“ Umso wichtiger sei daher eine finanzielle Entlastung etwa durch die Klimadividende, für die sich die Bürgerlobby Klimaschutz ausspricht und die auch die FDP in ihr Wahlprogramm aufgenommen hat.